Nach dem Titel im Sprint am Sonntag verteidigte der Schweizer Matthias Kyburz an den Europameisterschaften der Orientierungsläufer auch den Titel über die Mitteldistanz. Bei den Frauen siegte Marika Teini (Fi) – und gewann das erste finnische OL-Gold seit 2010.
Ein „praktisch perfekter Lauf“ glückte Matthias Kyburz und machte ihn zum souveränen Mitteldistanz-Europameister . Von „zwei kleinen Bögli“ sprach er– und das in „diesem technisch und läuferisch sehr anspruchsvollen Gelände“ Er erklärte die Anforderung: „Physisch ist man enorm gefordert worden, und die technische Souveränität zu behalten, war entsprechend schwer.“ Kyburz schaffte dies mit Bravour. Der Wald und die Anforderungen entsprachen dem, was er mit dem Schweizer Team vorbereitet hatte: „Ich fand die Balance zwischen Beschleunigen, wo’s drinlag und Dosieren, wo’s nötig wurde.“
Silber für Howald
Mit einem Rückstand von 1:10 Minuten belegte Florian Howald Rang 2. Seinen grössten Erfolg feierte der Winterthurer damit. „Ich ahnte, dass ich gut unterwegs bin, und wie mich die Fans ins Ziel schrien, ging unter die Haut“, sagte der. Auch er baute auf der Sicherheit der gezielten Vorbereitung des Schweizer Teams.
Den Erfolgsmeldungen im Schweizer Team gegenüber standen aber auch Enttäuschte, Angeschlagene und Verletzte. Qualifikationssieger Fabian Hertner unterlief ein früher Fehler. Entsprechend enttäuscht war er nach seinem sechsten Rang. Und Daniel Hubmann brachte sich ebenfalls mit einem (Parrallel-)Fehler um die Medaillenambitionen. „Dieser siebte Rang bringt mir gar nichts“, sagte er. Kam hinzu, dass Hubmann auf die linke Hand fiel und nach dem Rennen zum Röntgen ins Spital fuhr. Begleitet wurde er von Andreas Kyburz,. Und den Bruder des neuen und alten Europameisters traf es beim Tritt in ein Loch mit Sicherheit arg: „Es gab einen Chlapf und das Band am Fuss ist mit Sicherheit gerissen.“ .
Aebersolds Sensationsbronze
Äusserst knapp fiel die Entscheidung aus bei den Frauen. Acht Sekunden Vorsprung wies im Ziel die Finnin Marika Teini auf die Weltnummer 1 Tove Alexandersson (Sd) auf und 18 auf Simona Aebersold. Und Aebersold, die Juniorin, die sich erst Ende Winter zum Elitedebüt auf höchster Stufe entschieden hatte und nach den beiden EM-Qualifikationen und den beiden –Finals erst vier Rennen auf dieser Stufe bestritt, staunte: „Ich lief gegen meine Vorbilder und konnte mit ihnen um die Medaillen kämpfen.“ Und zu wissen: Der 20-Jährigen aus Brügg unterlief im letzten Streckendrittel ein zeitraubender Fehler. Eine Minute büsste sie dabei ein.
Nach dem Rennen sah sich Aebersold minutenlang allerdings als Vierte. Bestzeit aufgestellt hatte nämlich Julia Gross. Doch wie sich herausstellte, liess die Zürcherin in der Hektik einen Posten aus. Und womöglich teuer bezahlten die beiden Erstplatzierten ihren Erfolg. Sowohl Maika Teini wie Tove Alexanderssson humpelten auf einem Bein aufs Podest. Ihre weiteren Einsätze sind wegen übertretenen Fussgelenken fraglich.
Jörg Greb