Nach den beiden Titeln im Männersprint und im Mitteldistanzrennen der Männer ging an Europameisterschaften der Orientierungsläufer die Goldmedaille in der Sprintstaffel ebenfalls an die Schweiz. Um eine Machtdemonstration handelte es sich, vor allem von den Frauen.
Durch eine auffallende Freude und Ruhe fiel Judith Wyder auf im Sprint in Mendrisio. Nur fünf Monate nach der Geburt ihrer Tochter gewann sie die Silbermedaille. Und genau diese Ausstrahlung spielte die bald 30-jährige Bernerin auch in der Sprint-Staffel auf der ersten Ablösung aus. Sogleich löste sie sich von den Konkurrentinnen und lief bis zur Übergabe nach knapp einer Viertelstunde in den engen Gassen, mit Winkeln und Hinterhöfen einen Vorsprung von 55 Sekunden und mehr auf die Konkurrenz heraus. Wyder analysierte: „Ich staunte, dass ich früh alleine unterwegs war. Mit dieser Situation konnte ich aber umgehen.“
Eine Vorentscheidung war gefallen. Auch die beiden Männerabschnitte liefen Florian Howald und Martin Hubmann gut, letzterer trotz einer schmerzhaften Aufprall an einer Mauer. Und Elena Roos verteidigte mit Abschnittsbestzeit die Position auf der Schlussstrecke souverän. Doch so überzeugend sie dies tat, so nervös war sie vor dem Rennen gewesen. Sie erinnerte sich ihres Fehlers im Sprint und spürte zu den eigenen Erwartungen jene von der Öffentlichkeit umso stärker. „Ich kann ja nur noch verlieren“, schoss ihr durch den Kopf. Indem sie sich sagte, sie bestreite einen Einzelsprint nur für sich, gelang Elena Roos aber, die nötige Ruhe zu finden. Abschnittsbestzeit stellte auch sie auf.
Die Schweizer gewannen schliesslich mit einem Vorsprung von 1:12 Minuten auf Schweden und 3:10 Minuten auf Norwegen. Lediglich um sechs, respektive zehn Sekunden verpassten Tschechien und Österreich den Podestrang.
Jörg Greb